Rolf Beckert

Wenn Informatik aus mehr als Einsen und Nullen besteht

Der Mann ist Lehrer – und zwar mit Leidenschaft.

Rolf Beckert, gebürtiger Elsterberger, Jahrgang 1962, lebt und liebt seinen Beruf. Er lehrt Informatik an der Plauener Friedensschule. Er ist seit zwanzig Jahren das Gesicht des Schulinformatik-Wettbewerbs, den er mit seinen sächsischen Kollegen jedes Jahr seit 1998 inhaltlich verantwortet und durchführt.

Seine Lehrerkarriere startete er 1983 in Merseburg, unterrichtete später drei Jahre in Greiz und nach der Wende über einige Jahre in Elsterberg. „Mit der Schließung der dortigen Oberschule führte mein Weg in die Friedensschule, wo ich mich seitdem sehr wohl fühle“, erzählt Beckert. Seit Jahren ist Beckert Fachberater für Informatik im Bereich der Sächsischen Bildungsagentur Zwickau. Und in dieser Eigenschaft macht er sich große Sorgen – über Lehrermangel und die für den Unterricht in Informatik so wichtige Lehrerausbildung.

Neben der Lehrertätigkeit hat der seit 25 Jahren mit seiner Partnerin liierte Beckert über viele Jahre als Übungsleiter beim BSV Elsterberg gearbeitet, kümmerte sich um viele Talente, die bei „Jugend trainiert für Olympia“ erfolgreich an den Start gingen.

Sein Herz allerdings hat Beckert immer an die Informatik gehängt und an den Wettbewerb, der 1997 in Bautzen erstmals durchgeführt wurde.

„Seit der Wettbewerb ein Jahr darauf sachsenweit aufgestellt wurde, bin ich mit an Bord. Immer zwischen Dezember und bis Anfang Februar wird an den einzelnen Schulen die erste Stufe des Wettbewerbs durchgeführt. Die Schulsieger starten dann in der zweiten Stufe im Regionalfinale. Der Vogtlandkreis und der frühere Landrat hat dieses Thema immer für wichtig betrachtet. Es freut alle Informatik-Lehrer, dass diese Sichtweise bis heute Bestand hat“, sagt Beckert, der die Wichtigkeit der IT-Entwicklung in der ländlichen Region Vogtland hervorhebt. In einer dritten Wettbewerbsstufe gibt es dann die sachsenweite Auswertung.

Am Wettbewerb sind regelmäßig alle vogtländischen Oberschulen beteiligt. „Unser Informatikwettbewerb richtet sich an Sechstklässler sowie Schüler der achten bis zehnten Klassen. Zudem gibt es immer auch eine Schulwertung, in der die Ergebnisse zusammengefasst und mit dem „Wanderpokal des Landrates“ die besten Schulen ausgezeichnet werden.

Ein wenig schade ist es, dass dieser Wettbewerb an den vogtländischen Gymnasien keine Tradition erlangt hat“, berichtet Rolf Beckert. In der Sachsenwertung belegen die Vogtländer übrigens regelmäßig Top-Platzierungen unter den Top-3.

„Das spricht für die gute Qualität des Unterrichts an unseren Oberschulen und die optimale Förderung der talentierten jungen Leute. Im Wettbewerb gilt es, zuerst einen theoretischen Teil zu lösen – da geht es um Hardware, Computerausstattung, bis hin zu Verschlüsselung und Codierung. Im praktischen Teil werden Tabellenkalkulationen erarbeitet, Diagramme dazu erstellt oder die Programmierung von kleinen Tools für eine Robotersteuerung vorgenommen“, erläutert Rolf Beckert die Anforderungen an die Schüler. Man wolle mit den Aufgaben an die jungen Leute auch immer einen Anstoß für die Informatiklehrer in den Schulen geben. „Die Kollegen müssen ja auch immer mit der Zeit gehen, da schadet ein bisschen neuer Input keineswegs, zumal die IT-Entwicklung ja sehr schnelllebig ist“, so Beckert, der mit seinen Kollegen aus dem Organisationsteam stets versucht, den aktuellen Stand der Technik auch im Informatikwettbewerb abzubilden: „In der Theorie versuchen wir aktuelle Themen wie Apps oder Datenschutz mit einzubinden. Im praktischen Teil ist das bei der Verschiedenheit der Systeme eher nicht möglich. Am Ende schaut unsere Lektorengruppe über die Aufgaben, um eventuelle Fehler in den Aufgabenstellungen von vornherein auszuschließen. Das wird oft mit heißer Nadel gestrickt, damit die Aufgaben Anfang Dezember vorliegen.“

Wenn er einen Wunsch hätte für „sein Baby“ Informatikwettbewerb? „Wenn alles so bliebe, wie bisher, wäre das in heutigen Zeiten vermutlich ein guter Erfolg. Die vielen Umstrukturierungen im Bildungswesen stellen hohe Anforderungen an die Kollegen und könnten die nachhaltige Durchführung gefährden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass unsere Veranstaltung unter der Schirmherrschaft der Kultusministerin steht und auch finanzielle Unterstützung aus ihrem Hause erhält. Gut ist auch, dass die vogtländische IT-Branche hinter dem Wettbewerb steht“, ist Beckert guten Mutes. Die Auszeichnungen der Regionalsieger finden seit einigen Jahren bei GK Software Schöneck, Gett Gerätetechnik Treuen, S-Cape Reichenbach oder Hetzner in Falkenstein statt. Diese Firmen profitieren dann auch bei der Azubisuche vom Wettstreit, denn viele der Computerfreaks aus den Oberschulen münden in Ausbildungen in der vogtländischen IT-Branche. „Insofern tun wir etwas dafür, dass junge Menschen in der Region Perspektive haben. Das ist doch ein guter Ansatz“, freut sich Rolf Beckert.