Ruzanna Tevanyan

Armenien - Ukraine - Russland - Vogtland. Eine Reise für die Medizin.

Die 38-jährige Medizinerin aus Armenien träumt von einer eigenen Praxis, vielleicht sogar im Vogtland. Um das zu erreichen, arbeitet sie hart.

Mit dem Stethoskop um den Hals sitzt Ruzanna Tevanyan an ihrem Schreibtisch, lacht freundlich und vergisst für einen Moment den in einem Krankenhaus üblichen Stress, der sie umgibt. Die Assistenzärztin arbeitet auf Station 2, für Innere Medizin im Klinikum Obergöltzsch und sie liebt es, Patienten mit ihrem Fachwissen helfen zu können. Um so weit zu kommen, hat sie bereits einiges auf sich genommen.

Die gebürtige Armenierin ist Mitte der 90er Jahre mit ihrer Familie in die Ukraine ausgewandert und hat, mit dem Schulabschluss in der Tasche ein Medizinstudium absolviert. Danach verbrachte sie mehrere Jahre in St. Petersburg und gründete eine eigene Familie. Der Wunsch nach beruflicher und fachlicher Weiterbildung brachte sie nach Deutschland, auf direktem Weg ins Vogtland. 2013 wurde sie auf eine Stelle in der BG-Klinik in Falkenstein aufmerksam und nach einem Bewerbungsgespräch eingestellt. Von der Klinik und den Reha-Maßnahmen, die den Patienten mit Berufskrankheiten ermöglicht werden, war sie sofort begeistert:

„Das Gesundheitssystem in Deutschland ist so viel besser, als das in Russland oder auch in meiner Heimat. Es wäre für die Menschen ein Traum, wenn alle bedürftigen Patienten so versorgt werden würden wie hier“.

Mit dem Ziel, sich irgendwann niederzulassen oder sogar eine eigene Praxis zu eröffnen, begann sie vor einem Jahr ihre Ausbildung zum Hausarzt. Dies bedeutet für sie nun weitere fünf Jahre, in denen die 38-jährige Mutter praktische Erfahrungen sammeln muss - zwei davon in einer Praxis, drei in einer Klinik, in ihrem Fall im kreiseigenen Klinikum Obergöltzsch in Rodewisch. Erst danach darf sie ihre Facharztprüfung vor der Ärztekammer ablegen.

„Die Ärzte hier sind wirklich sehr kompetent und das Team ist freundlich. Aber der Krankenhausstress ist wirklich nicht immer einfach und auf Dauer auch nicht mein Ding“.

Und da ist er wieder, der Traum von der eigenen Praxis. Den zweiten Teil ihrer Hausarztausbildung wird sie in Treuen fortsetzen. Dort hatte sie vor einem Jahr der Allgemeinmediziner Dr. med Thomas Dette unter seine Fittiche genommen und sie in ihrer Ausbildung unterstützt.

Die Chancen, nach erfolgreich abgelegter Facharztprüfung, im Vogtland eine Praxis zu eröffnen oder von einem in den Ruhestand gehenden Kollegen zu übernehmen, stehen für sie nicht schlecht.

„Uns gefällt es hier wirklich gut. Als wir das erste Mal im Vogtland ankamen, waren wir begeistert von der Natur. Nur mit dem vogtländischen Dialekt hatte ich anfangs so meine Probleme“, lacht die Assistenzärztin, die fließendes Deutsch spricht. Dabei betont sie, wie wichtig die verständliche Kommunikation zwischen dem Arzt und dem Patienten, gerade bei Symptomen oder Befunden ist. Besonders enttäuscht ist sie jedoch von Menschen, die ihre fachliche und menschliche Kompetenz lediglich aufgrund ihrer Herkunft anzweifeln. Das komme aber zum Glück eher selten vor.

„Die Menschen hier sind sehr direkt, aber wenn man sich einmal kennt, sind die Vogtländer sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen. Wir fühlen uns hier sehr wohl“.

Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer 12-jährigen Tochter lebt sie derzeit in Falkenstein.

Ob sie trotzdem manchmal Heimweh hat? Ja, das hat sie. Armenien ist ihre Heimat, dorthin fährt sie manchmal in den Urlaub, genießt die Wärme und die Sonne, die ihr, wie sie zugibt, im Vogtland ein bisschen fehlen. Ob sie im Vogtland bleiben wird? Soweit plant sie noch nicht. Aber ausschließen kann sie es nicht.